Senhor Naneu Morais - Guitarrista de Boa Vista

Senhor Naneu Morais - Guitarrista de Boa Vista

Boa Vista ist eine wundervolle Insel - voll von wunderbaren Stränden und Landschaften, aber auch voll von wunderbaren Menschen. Im Laufe der Geschichte sind hier viele talentierte Künstler geboren und aufgewachsen.

Einige verließen die Insel, um ihre Kunst bekannt zu machen - andere sind geblieben. Mit Beharrlichkeit und Fleiß kamen einige weit voran, wenn auch vielleicht nicht so weit, wie sie es sich gewünscht hätten. Wir haben euch schon einige solcher Geschichten erzählt und heute gibt es eine Weitere.

 

Heute vor 56 Jahren, am 5. Juli 1964, wurde in Sal Rei - die heutige Hauptstadt von Boa Vista - einer der talentiertesten Musiker der Insel geboren: Irineu Almeida Morais, besser bekannt als Naneu.

Er stammt aus einer großen Familie, hatte insgesamt 10 Geschwister. Sein Vater war, wie damals  fast alle Männer der Stadt, Fischer. Bevor die Fischfabrik auf Boa Vista geschlossen wurde, lebte im Prinzip die ganze Stadt davon. Auch Naneu ist 4 Jahre mit seinem Vater zum Fischen raus gefahren.

 

Wir treffen ihn ganz in der Nähe seines Geburtsortes, auf einem kleinen Platz, mit seiner Gitarre im Arm. Nicht weit entfernt steht noch die Schule von Riba D'Olte die er bis zur 4. Klasse besucht hat.

 

Mit seinen Dreadlocks wirkt er tatsächlich jünger auf uns. Die Musik ist seit Kinderjahren seine Lebenspassion. Bereits mit 11 Jahren begann er zu musizieren. Aber schon vorher brachte er sich selbst den Rhythmus der Trommeln bei: mit Händen und Füßen "spielte" er auf der Holztruhe seiner Mutter. Sein Bruder, der selbst Gitarrist war, erkannte sein Talent und bastelte ihm eine selbstgemachte "Jazz-Trommel".

 

Kurz nach der Unabhängigkeit der Kapverden von Portugal wurde er eingeladen, als Schlagzeuger bei einer Band mitzuwirken. Sie wurde von einem hier auf Boa Vista sehr einflussreichen Mann namens Antonio Germano gegründet. Sr. Antonio wohnte in einem der bekanntesten Häuser der Stadt - namens Pousada. Es wurde einmal niedergebrannt, aber heute befindet sich darin die Stadtbibliothek und die Musikschule. In diesem Haus befand sich damals auch der Probenraum. Der Name der Band war "Geração Cabral 75", eine der ersten oder vielleicht sogar DIE erste Musikkapelle auf den kapverdischen Inseln. Der Sänger der Band war Bonifacio ("Boni") Oliviera. Einige Jahre später zerstreuten sich die Bandmitglieder. Einige gingen zur Armee, andere gingen auf eine andere Insel oder nach Europa. Somit war die Band bald am Ende.

 

Während der Probenpausen, wenn die anderen Bandmitglieder sich an der frischen Luft die Beine vertraten, nutzte er die Zeit und probierte sich an den anderen Instrumenten. Am meisten interessierte er sich dabei für die Gitarre. Er machte das heimlich, so bald die anderen zurück kamen, ließ er seiner Finger von der Gitarre.  Eines Tages allerdings sah eines der Bandmitglieder, wie er die Gitarre zur Hand nah und er ermutigte ihn, es doch mal zu probieren. Er sagte darauf hin, dass dies unmöglich für ihn sei, er hätte ja nie Unterricht gehabt und kennt keine Noten. Aber sein Kollege sagte, dass er es sicher lernen kann, wenn er es nur versuchte.

 

Da sein Bruder eine Gitarre hatte, spielte er zu Hause heimlich darauf - er wollte nicht das sein Bruder herausfand, dass er auf seiner Gitarre spielte. Ein paar mal erwischte sein Burder ihn dabei und forderte ihn dann auf, etwas zu spielen. Aber es war ihm so peinlich, dass er keinen guten Ton mehr spielen konnte.

 

Einer seiner Freunde war der Sohn eines der besten Gitarristen der Insel: Nho Nonhe. Auch auf seiner Gitarre spielte er manchmal heimlich, wenn Sr. Nho nicht zu Hause war. Immer, wenn er bei seinem Freund war und sein Vater Gitarre spielte - meistens die bekannte Morna - beobachtete Naneu ihn sehr aufmerksam und versuchte später zu Hause auf der Gitarre seines Bruders nur aus er Erinnerung heraus die Melodie nach zu spielen. Selbst wenn er erst Stunden später nach Hause kam, konnte er sich noch an die Melodie erinnern. Sehr viel, von dem was er heute weiß, lernte er indem er Nho Nonhe beim Gitarre spielen zusah.

 

Einige Jahre nach der Zersplittung der Band "Geração Cabral 75" kam ein Manager von Praia nach Boa Vista, der wegen seines Jobs versetzt worden war. Er gründete eine neue Band, allerdings ohne Naneu - er wurde nicht in die Band eingeladen. Eines Tages jedoch viel der Schlagzeuger der Band aus und man bat ihn, für ihn einzuspringen. Sie organiserten ihm eine Tumba (afrikanische Trommel) und nahmen ihn mit zu einem Auftritt in das ehemalige Kino (dieses wurde 2012 abgerissen und ein Neues sollte gebaut werden - auf die Fertigstellung wartet Boa Vista aber bis heute). Der Auftritt von Naneu gefiel der Band, also blieb er als Schlagzeuger dabei. Allerdings erkannten sie bald, dass er sehr gut Gitarre spielen konnte und somit wurde er bald zum Gitarristen in der Band.

 

Naneu's Bruder (der mit der Gitarre) lebte inzwischen in Praia (die Hauptstadt der Kapverden auf der Insel Santiago). Er hatte dort in der Armee gedient und sich danach dort nieder gelassen und seine Familie gegründet. Eines Tages sollte Naneu's Band einen Auftritt in der Hauptstadt haben. Er rief seinen Bruder, an um ihm die Überrachung mitzuteilen. Angekommen in Praia besuchte er seinen Bruder zu Hause und ging mit ihm gemeinsam zum Austragungsort des Konzerts. Zu diesem Zeitpunkt wusste sein Bruder noch nicht, dass er inzwischen Gitarre, anstatt die Trommel spielte. So war sein Bruder dann sehr erstaunt über seine Fähigkeiten als Gitarrist. Freunde seines Bruders zogen ihn sgar damit auf, dass sein kleiner Bruder ja viel besser spielte, als er selbst. Aber ihn störte das keinesfalls. Er war sehr stolz und glücklich daraüber, was sein kleiner Bruder geschafft hatte.

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Später war Naneu Mitglied der lokalen Band "Djalunga". Ende der 90er / Anfang 2000er veröffentlichte die Band ihr erstes Album. Sie bekamen die Gelegenheit auf Tournee nach Europa zu gehen und hatten währenddessen unter anderem einen Auftritt in Paris. Bei diesem Auftritt wurde einer der größten kapverdischen Musikmanager Djo da Silva auf ihn aufmerksam. Am nächsten Tag ging es für die Band wieder nach Hause auf die kapverdischen Inseln. Sr. Silva sagte einem Freund von Naneu, dass der Gitarrist schnell weider zurück nach Paris kommen soll, um Studioaufnahmen zu machen. 

 

Zurück auf Boa Vista hatte Naneu kaum Zeit um seine Koffer auszupacken. Er erhielt einen Anruf von Sr. Silva, dass er unbedingt nach Paris kommen soll. Noch am gleichen Tag sollte er einer jungen Frau seinen Pass aushändigen, damit sie alle Reisevorbereitungen treffen kann. Kurze Zeit später saß er wieder im Flugzeug und fand sich im Tonstudio zusammen mit Cesaria Evora wieder. Somit wurde er ein Teil ihres letzten Albums, auf dem er in 5 verschiedenen Stücken mitspielte.

 

Danach spielte er mit vielen bekannten kapverdischen Musikern wie "Kaka" Mana Lourença, Ildo Lobo, Voginha, Kim und Kaku Alves, Paulino Vieira und vielen anderen.

 

Naneu kritisiert, dass heutzutage viele junge Musiker zu viele Effekte beim Spielen der Morna hinzufügen, so dass der wahre Charakter verloren geht. Nach seiner Meinung sollte sie so natürlich wie möglich gespielt werden.

 

Er hat schon in einigen europäischen Ländern gespielt: 4 x in Frankreich, 2 x in Belgien, 1 x in Italien und 3 x in Deutschland. Dort immer in Stuttgart. Nach Deutschland kam er über ein Ehepaar, das seit einigen Jahren auf Boa Vista lebt und sich hier sehr für die lokale Gemeinde engagiert. Einige von euch kennen sie: sie betreiben die Beachbar Ninho dos Piratas am Praia de Cabral in Sal Rei.

 

Naneu kritisiert die kapverdische Regierung bei ihrem Umgang mit den lokalen Künstlern. Sie schaffen viele Probleme um die Arbeit der Künstler im Ausland zu fördern. Er schämt sich auch dafür, dass die Regierung so viele Barrieren für hier lebende Ausländer schafft, die versuchen der lokalen Gemeinschaft zu helfen. Als Beispiel nennt er eben dieses deutsche Ehepaar. Jedes Jahr laden sie eine Band von ca. 7 Musikern nach Deutschland ein, um dort ein Konzert zu geben und diese Künstler somit auch international bekannt zu machen. Das Ehepaar trägt alle Kosten für die Musiker, etwas, was der Regierung nie in den Kopf kommen würde.

 

Natürlich war Naneu auch ein aktiver Fußballer. Seine ganze "Karriere" spielte er als Torwart für "Sporting Club Sal Rei". Er vertrat Boa Vista auch bei einigen nationalen Fußballwettbewerben.

In diesem Zusammenhang kritisiert er noch einmal die Regierung, die den damaligen Fußballplatz in der Zone "Cabral" abreißen ließ, um ein Hotel errichten zu lassen, das bis heute nicht fertig gestellt wurde.

 

Einige Zeit war er als Gärtner für das MDR (Ministerium für ländliche Entwicklung) tätig. Er schuf dabei einige der besten Grünflächen der Stadt.

Im Moment verdient er sein Geld als Hafenarbeiter in Sal Rei. Er hat 2 Kinder - eines ist 10 Jahre alt, das andere erst einige Wochen.

 

Er ist glücklich über seinen Beitrag, den er zur kapverdischen Kultur leistet. Aber er wünscht sich, dass die Regierung mehr tut für die Förderung der lokalen Kultur und Künstler - eine Kritik, wir ja auch schon von anderen Gesprächspartnern innerhalb unseres Blogs gehört haben....

 

Die Geschichten unserer lokalen Künstler sind für euch als Leser vielleicht nicht immer so unheimlich aufregend, aber wir möchten versuchen euch einen Teil des Lebensgefühls der Menschen hier zu vermitteln.

Interview: Misael

Text: Andrea

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Andrea & Frank Hennicke - Sal Rei - Ilha da Boa Vista - Cabo Verde