Ein kurzer Abriss über die kapvderische Kultur

Ein kurzer Abriss über die kapverdische Kultur

Einer der Hauptaspekte, der die Kapverdischen Inseln neben den Landschaften attraktiv macht, ist ihre Kultur.
Die Kultur der Kapverden zeichnet sich durch eine Mischung aus europäischen und afrikanischen Elementen aus. Sie ist nicht einfach die Summe aus zwei nebeneinander lebenden Kulturen, sondern eine neue, eigene Kultur, die aus dem Austausch zwischen Europäern und afrikanischen Sklaven entstanden ist.

 

Die meisten sozialen und kulturellen Muster der Kapverden ähneln denen im ländlichen Portugal.

Fußballspiele und kirchliche Aktivitäten sind typische Zusammenkünfte  für soziale Interaktionen.

Ebenso wird bis heute noch der traditionelle Spaziergang um die Praça (den jeweiligen Hauptplatz der Ortschaft) praktiziert, um Freunde zu treffen.

 

Die kapverdische Kultur ist aus einem Vermischungsprozess hervorgegangen, bei dem kulturelle Elemente in verschiedenen Formen entstanden sind. Die Kreuzung verschiedener Kontinente ließ eine sehr spezifische Kultur mit ihrer eigenen Identität entstehen, die sehr charakteristisch ist. Sie setzt sich zusammen aus ihrer eigenen Sprache, Musik, Gastronomie, vermischten Religionen, besonderen Traditionen, Ritualen und Lebensgewohnheiten. Alle diese Elemente zusammen machen den Reichtum der kapverdischen Kultur aus.

 

Der Prozess der Kolonialisierung und Besiedlung brachte zwei verschiedene Kulturen und Völker in Kontakt. Das war der Beginn der Entstehung einer neuen Nation, die unter den afrikanischen Nationen als einzigartig charakterisiert wurde. Sie entwickelt sich auch heute noch weiter - zum einen durch den Einfluss der jetzt weltweit zugänglichen Medien, zum anderen durch viele Residenten, die die Kapverden zur ihrer neuen Heimat gewählt haben.

 

Kultur ist wie ein lebendiger, dynamischer Organismus, der anfällig ist für Veränderungen seiner Umwelt. Der Wandel der Gesellschaft, Reaktionen auf die Umwelt und neue Technologie, Kontakt mit neuen Kulturen - das alles trägt dazu bei, dass wieder neue Formen der Kultur entstehen.

Die Sprache - Kreol

Die kreolische Sprache entstand während der Zeit der Kolonialisierung aus der Notwendigkeit heraus, dass Europäer und Afrikaner miteinander kommunizieren mussten. Sie ist eine Mischung der auf dem Archipel anwesenden Sprachen und beruht vorwiegend auf der portugiesischen Sprache mit verschiedenen afrikanischen Dialekten. Es war notwendig, die Sprache so einfach wie möglich zu halten und somit entstand eine Art abgekürztes Portugiesisch mit einem anderen Akzent.

 

Das Kreol der Kapverden ist einzigartig und jede der 9 bewohnten Inseln hat einen eigenen Dialekt.

Die Muttersprache der Kapverdianer ist Kreol, die Amtssprache jedoch Portugiesisch. Es hat Bemühungen gegeben, die kapverdische Sprache auch zur Amtssprache zu erheben. Diese sind jedoch daran gescheitert, dass es sich um eine gesprochene, nicht geschriebene Sprache mit mindestens 9 verschiedenen Dialekten handelt und sie keine grammatikalische Grundsyntax hat.

 

Kreol ist ein Symbol für die Kapverden. Die Identifizierung der Menschen mit den Kapverden wird durch den Gebrauch der Sprache bekräftigt, nicht nur von den Einheimischen, auch von den Einwanderern. Sie ist ein wichtiges soziales und politisches Instrument für die Schaffung und Unterstützung einer ethnischen Identität.

Musik

Ein weiteres sehr wichtiges Element der kapverdischen Kultur ist die Musik.

Der kapverdische musikalische Rhythmus ist die Mischung von Rhythmen aus Afrika, Europa und Amerika. Aus dieser Mischung ist ein neuer Musikstil entstanden, der in den nationalen Eigenheiten der Kapverden verwurzelt ist.

Die kapverdische Musik besteht aus verschiedenen Genren wie Morna, Coladeira, Batuque, Finaçon und Funaná. Sie spielt auch heute noch eine sehr große Rolle. Die meisten kapverdischen Musiker mussten allerdings erst ins Ausland gehen, um ihre Musik bekannt zu machen. Cesaria Evora machte die Morno so groß auf der Welt, dass dieser Musikstil seit  2019 zum Weltkulturerbe der Unsesco gehört. Einige Kapverdianer - Komponisten und Dichter - haben ohne es zu wissen dazu ihren Beitrag geleistet. Das große kapverdische Genre entstand auf der Insel Boa Vista - genau genommen in der Ortschaft Povoaçao Velha.

 

Es ist unmöglich auf den Kapverden zu sein, ohne den Rhythmus der lokalen Musik zu hören und zu fühlen. Das wäre fast so, als wenn man in ein Becken voller Wasser springt und nicht nass wird.

Gastronomie

Die kapverdischen Inseln sind sehr reichhaltig, was die Zubereitung lokaler Gerichte betrifft. Sie ist mit eines der sichtbarsten Zeichen für die kapverdische Identität.

Die kapverdische Küche basiert auf typischen Gerichten die hauptsächlich aus Mais, Bohnen, Süßkartoffeln, Maniok und Bananen bestehen. Infolge des nicht sehr reichen Bodens haben die Kapverdianer  erfolgreich die knappen Nahrungsressourcen in eine reichhaltige Gastronomie verwandelt, worauf sie sehr stolz sind.

 

Seit der Kolonialisierung ist die Catchupa das Hauptgericht der Kapverden. sie wird hauptsächlich aus Mais, Bohnen, Fleisch oder Fisch hergestellt. Die Catchupa ist ein Gericht, dass die Kapverdianer unabhängig von ihren Unterschieden auf allen Inseln vereint.

Xeren wird hauptsächlich auf den südlichen und südwestlichen Inseln zubereitet. Es besteht auch vorwiegend aus Mais, wird aber mit Kokosnussmilch verfeinert.

Der Mais wird ebenfalls für die Herstellung von Djagasida (Brei aus Maismehl und Bohnen) und Kuskus verwendet.

Dies sind typische Gerichte die von den Kapverdianern sowohl im Inland, als auch im Ausland kulturell anerkannt werden, aber auch von Residenten und Urlaubern. 

Religion

Neben Sprache, Musik und Gastronomie spielt auch die Religion eine große Rolle in der kapverdischen Kultur. Aufgrund der Kolonialisierung und Besiedlung ist der größte Teil der Menschen christlich und bekennt sich durch die katholische Kirche zu ihrer Religion. Die katholische Religion ist die relevanteste Institution auf dem Archipel. Die erste katholische Kirche wurde auf den Inseln gleich nach Ankunft der ersten Portugiesen 1498 in Ribeira Grande (Cidade Velha) auf der Insel Santiago errichtet.

 

Die wichtigsten religiösen Praktiken sind die Taufe, Heirat, Heiligenfeste, Pilgerfahrten und religiöse Rituale um den Tod.

Die Religion spielt auf dem Archipel eine sehr wichtige Rolle. Es kamen mit den Jahrhunderten auch andere Religionen auf die Inseln, aber die Kapverdianer lernten die Unterschiede zu lieben und jeder Religion gegenüber tolerant zu sein. Heute gibt es einen bunten Mix aus Katholiken, Protestanten, Evangelikern und Muslimen.

 

Die jungen Menschen heutzutage stehen mehr auf Partys als auf Religion, halten sich selbst trotzdem für sehr religiös, praktizieren ihre Relegion allerdings kaum noch.

Bestattungsrituale

Auf den Kapverden wird dem Tod mit allem Respekt und aller Solidarität begegnet.

Der Tod führt Freunde und Familien zusammen und führt zu einem Gefühl tiefer Solidarität und einer Annäherung durch gemeinsam mit dem Verstorbenen erlebte Situationen.

Es gibt eine Reihe von Ritualen beginnend bei der Vorbereitung der Beerdigung bis zur Schlusszeremonie. Bei dieser fallen die Trauer mit der Besänftigung der Seelen zusammen - entstanden aus dem religiösen-, aber auch aus dem Volksglauben. Familien, Freunde und Nachbarn versammeln sich von morgens bis abends im Pfarrhaus, manchmal wird auch Grog - der kapverdische Nationalgeist - in respektvoller Weise getrunken. Es ist eine traurige Zusammenkunft mit vielen Tränen aber auch vielen Geschichten und Erfahrungen die man über die verstorbene Person austauscht.

In der ersten Woche gibt es diese Zusamenkunft jeden Tag, wobei immer die einen gehen und die nächsten kommen.

 

 

Die kapverdische Kultur ist einzigartig unter den ehemaligen portugiesischen Kolonien. Sie ist ein Plus, welches man bei einer Reise auf die Kapverden bei seinem Zeitplan unbedingt einplanen sollte. Die Kapverden sind eine einzigartige Nation - entstanden aus der zufälligen Begegnung von vollkommen unterschiedlichen Zivilisationen: Afrikanern und Europäern.

 

Natürlich gibt es noch viel mehr zur kapverdischen Kultur zu sagen: Tanz, Sport, Medien - aber wir wollen den Artikel kurz genug halten, um euch nicht zu langweilen. In künftigen Beiträgen werden wir intensiver auf einzelne Elemente der kapverdischen Kultur eingehen: über die kapverdische Küche oder auch religiöse oder gastronomische Feste, die wir besuchen - alles was wir als interessant genug für euch erachten.

 

Für diejenigen unter euch, die die Inseln bereits besucht haben, aber noch keinen Geschmack gefunden haben an der Kultur des Archipels besteht die Herausforderung darin, zurück zu kommen und sie kennen zu lernen.

 

 

Story: Misael

Text: Andrea

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Kommentare: 4
  • #1

    Monika (Donnerstag, 02 Juli 2020 10:40)

    Frank, du solltest ein Buch schreiben. Wird bestimmt ein Bestseller�

  • #2

    Ralf Sistermann (Donnerstag, 02 Juli 2020 12:19)

    Hallo Frank und natürlich Hallo Boh Vista Team, es war mal wieder ein Vergnügen dies zulesen, interessant und lehrreich. Letztes Jahr waren wir auf Boa Vista, und dieses Jahr, hoffen wir das wir nächstes Jahr wieder kommen können und noch mehr von diesen wunderbaren Menschen und beeindruckende Kultur zu lernen und vorallen Dingen erleben dürfen.
    Lass uns ruhig mehr lesen, bis bald und bleibt alle gesund.

  • #3

    Verena (Donnerstag, 02 Juli 2020 12:32)

    Schon wieder so ein schöner Artikel. Vielen lieben Dank für all diese Infos und privaten Einblicke die man hier zu lesen bekommt. Ich freu mich schon auf den nächsten. SSDs

  • #4

    Caro (Freitag, 03 Juli 2020 03:41)

    Oh wow wieder so ein toller Bericht. Vielen lieben Dank. Wenn man das so liest, hat man direkt Bilder von den tollen Momenten auf Boa Vista vor Augen. Ich freu mich auf weitere Artikel.


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Andrea & Frank Hennicke - Sal Rei - Ilha da Boa Vista - Cabo Verde