Sport auf den Kapverden - Fußball

Sport auf den Kapverden - Fußball

Da die Kapverdischen Inseln für  so lange Zeit eine portugiesische Kolonie waren, sind die meisten Aspekte des Lebens auf den Inseln an irgendeinem Punkt mit dem portugiesischen System verbunden. Da es sich jedoch um ein Archipel handelt und die Inseln klein sind, kann das System nicht genauso funktionieren wie das ursprüngliche Portugiesische, aber es gibt viele ähnliche Aspekte.

 

Einer dieser Aspekte ist der Sport und insbesondere der Fußball - der beliebteste Sport auf den Kapverden. Wenn es einen Sport gibt, der die Kapverdianer verbindet, dann ist es der Fußball.  Es gibt wohl keine einzige Konversation unter Männern, die den Fußball nicht mit einbezieht, vor allem, wenn es um die großen europäischen Ligen geht. Mit Sicherheit hat fast jeder einzelne Kapverdianer eine Lieblingsmannschaft in jeder Liga - von Europa bis Südamerika und bei den internationalen Meisterschaften. Die meisten internationalen Ereignisse werden die ganze Zeit über aufmerksam verfolgt, was ein guter Grund ist, die Menschen zusammen zu bringen - egal ob sie sich kennen oder nahe stehen  oder nicht.

Geschichte

Der Fußball kam erstmals um 1910 auf die Kapverden - zunächst nach São Vicente, aber später auch auf die anderen Inseln.

Der CS Mindelense, mit Sitz auf São Vicente, wurde 1919 gegründet und ist der älteste Verein der Kapverden. Einer der ersten großen Spieler dieses Vereins war Adérito Carvalho  da Sena in den 30er Jahren. Er ließ das lokale Stadion, dass früher Estadio  de Fontinha hieß, nach seinem Namen benennen. Der Club war der erste kapverdische Verein, der im Juli 1984 den Profistatus erreichte.

 

Der erste Inter-Insel-Fußballwettbewerb begann Anfang der 50er Jahre und der CS Mindelense gewann 1953 seinen ersten Titel. Zuvor gab es nur einen Wettbewerb auf der Insel São Vicente, der 1937 begann und bis 1953 durchgeführt wurde. Teilnehmer waren nur jeweils ein Club von São Vicente und von Santiago.

 

Zwischen 1961 und 1975 nahm jedes Jahr auch ein Kolonial- oder Provinzmeister an den Viertelfinalrunden der portugiesischen Pokalwettbewerbe teil. Der CS Mindelense war 1966 dabei und traf auf den CS Maritimo von Madeira. Sie verloren das Hinspiel mit 2:4 und das Rückspiel mit 0:7. Die letzte Teilnahme des Vereins an diesem Wettbewerb war 1971. Das Spiel fand auf São Vicente statt. Der Gegner war Sporting Lissabon und das Ergebnis mit 0:21 die schlimmste Niederlage des Vereins in seiner Geschichte. Der CS Mindelense war der einzige kapverdische Verein, der an diesem Pokalwettkampf teilgenommen hat.

Die Nationalmannschaft

Die "Tubarão azul" ("Blaue Haie") - das ist der Name der kapverdischen Nationalmannschaft. Sie waren noch nie an der Spitze des Weltfußballs. Sie erreichten im Lausophone (Gemeinschaft von portugiesischsprachigen Völkern und Nationen) im Jahr 2006 die Bronzemedaille und im Jahr 2009 die Goldmedaille, bei den CPLP-Spielen im Jahr 2010 erreichten sie die Silbermedaille.

Im März 2016 wurde die kapverdische Mannschaft als beste afrikanische Mannschaft in der FIFA-Wertung auf Platz 31 geführt. Das war das erste Mal, dass die "Tubarão azul" an der Tabellenspitze des afrikanischen Kontinents standen.

 

Am 7. September 2013 fand in Tunesien das letzte Qualifikationspiel der "Tubarão azul" für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien statt. Die Kapverden gewannen das Spiel mit 2:0 und wären somit für die WM qualifiziert gewesen. Leider hatten sie jedoch den Spieler Fernando für dieses Spiel aufgestellt - er war jedoch noch gesperrt und die FIFA erkläre das Spiel somit zu einer 0:3 Niederlage für die Kapverden. Somit verloren sie die Qualifikation für die Weltmeisterschaft. Das wäre die größte Leistung in der Geschichte der Nationalmannschaft gewesen.

Lustige Anekdoten

Es gibt viele lustige Geschichten rund um den Fußball.

 

Ich erinnere mich an einen meiner Lehrer, als ich noch ein Teenager war. Er war ein fanatischer Verehrer von Sporting Lissabon. Zu dieser Zeit hatten sehr wenig Menschen einen eigenen Fernseher, selbst ein Radio (und erst recht ein Tragbares) galt als großer Besitz. Es gab damals nur eine Familie bei uns im Dorf, die einen Fernseher besaß. Und die meisten Fußball Fans gingen dorthin, wenn es ein Spiel zu sehen gab. Dieser besagte Lehrer allerdings nicht. Er liebte es allein mit seinem Radio zu sitzen und den Fußball seiner geliebten Mannschaft zu hören. Das Radio lief mit einer Batterie, also hörte er auch nur die Spiele seiner Mannschaft. Er wollte dabei keinen anderen Menschen um sich haben, denn er dachte, dass würde seiner Mannschaft Unglück bringen und er wollte keinesfalls Fans der gegnerischen Mannschaft um sich haben. Wenn er sich ein Spiel anhörte und es kamen Leute vorbei, schaltete er das Radio sofort aus. Denn das ganze Dorf würde über ihn lachen, wenn sie miterleben, dass die gegnerische Mannschaft ein Tor schießt und er dann vor lauter Wut das Radio gegen die Wand wirft. Das war dann auch jedes Mal das Ende des Spiels für ihn, egal wie es ausgehen würde. Wenn er das nächste Mal ein Spiel verfolgen wollte, musste er sich also ein neues Radio kaufen. Es war urkomisch für uns, dies aus der Ferne zu sehen und darüber nachzudenken, wie viele Radios er wohl in seinen fanatischsten Tagen gekauft hat.

 

Am schlimmsten war es, wenn zwei Fans von gegnerischen Mannschaften im selben Haushalt lebten, vor allem, wenn sie ein Paar waren. Wenn die Mannschaften gegeneinander spielten, wurde es richtig heiß, aber nicht auf sexuelle Weise, sondern wegen dem Kampfmodus, in dem sie sich dann befanden.

 

Einer meiner älteren Brüder war sehr gut in der Schule. Dann begann er aber den Fußball der Schule vorzuziehen und wurde der Schule verwiesen. Er lebte mal mit einer Frau zusammen, die Fan von einem rivalisierendem Club zu seinem Verein war. Wenn diese Mannschaften gegeneinander spielten, schliefen sie manchmal tagelang nicht im selben Bett. Ich erinnere mich an eine Situation, als beide Mannschaften gegen eine andere Mannschaft gleichzeitig spielten und dies auf zwei unterschiedlichen Fernsehkanälen übertragen wurde. Sie wollten natürlich beide das Spiel ihrer jeweiligen Mannschaft sehen und so wechselten sie zwischen den Kanälen hin und her. Aber dann kamen die Situationen, in denen es sehr spannend war und man wollte noch etwas länger seiner eigenen Mannschaft zusehen. In einer solchen Situation kam es zu einem Mißverständis zwischen meinem Bruder und seiner Freundin und die Dinge gerieten außer Kontrolle. Mein Bruder schaltete den Fernseher aus, ging auf den Balkon und warf die Fernbedienung über die Brüstung. Er hatte wohl außer Acht gelassen, dass sie direkt an einer Klippe wohnten und so landete die Fernbedienung direkt im Meer.

 

Und sicher erinnert ihr euch noch an Tcherba von der Insel Santo Antao, der immer eine Zigarre im Mund hatte, wenn er im Tor stand. Bis er sie eines Tages fast verschluckt hat, als er während eine Freundschaftsspiels ein Tor verhindern wollte.

Profispieler

Lange Zeit gab es nur sehr wenige Mannschaften, die professionell spielten. Aber auch diese Profis bekamen nur einen sehr geringen Lohn und mussten zusätzlich arbeiten gehen, um ihre Familie ernähren zu können. So wanderten viele der guten Spieler auch schon vor der Unabhängigkeit aus, auf der Suche nach einer Karriere als Profispieler im europäischen Fußball - die meisten gingen nach Portugal. Einer der Bekanntesten war Carlos Alhinho. Er spielte für die drei großen portugiesischen Mannschaften und auch in der spanischen, belgischen und amerikanischen Liga. Auch in der portugiesischen Nationalmannschaft war er eine Zeit lang.

 

Es gibt heute insgesamt 11 lokale Ligen, die auf die neun bewohnten Inseln verteilt sind. Es gibt viele Fußballschulen für die Förderung der Kinder und Jugend, so dass das Niveau drastisch erhöht wurde. Aber auch heute wagen sich die guten Spieler ins Ausland, um in den großen Ligen mitspielen zu können. Auch einige kapverdische Nachfahren haben sich im Fußball einen Namen gemacht: der ehemalige Arsenal-Mittelfeldspieler Patrick Vieira, der einst in Barcelona aufgestiegende schwedische Nationalspieler Henrik Larsson oder  der ehemalige Flügelstürmer Nani von Manchester United. Ein weiters Beispiel aus jüngerer Zeit ist Renato Sanchez, der einen Vertrag bei Bayern München unterzeichnet hatte und Nelson Semedo, der für Barcelona spielt. Es gibt noch viele weitere Beispiele von nicht so bekannten Kapverdianern, die in unterschiedlichen Weltligen spielen.

Der Fußball heute

Aufgrund Corona wurden dieses Jahr auch auf den Kapverden die lokalen Ligen und die nationale Meisterschaft abgebrochen.

Trotzdem entwickelt sich der Fußball weiter und wächst mit jungen Spielern dessen Ziel es ist, ihr Spiel stetig zu verbessern.

Einige sagen, dass der Afrikaner mit einer Vorliebe für den Fußball geboren wird. Einige Regierungen nehmen den Fußball allerdings nicht ernst und betrachten ihn nicht als Form der Bildung, daher fehlt die Unterstützung für den Sport. Hätten die afrikanischen Fußballer die gleichen materiellen Mittel und Bedinungen wie die Europäer und Südamerikaner, würden sie viel besser mit der Welt konkurieren können. Es sind in den letzten Jahren aber bereits große Fortschritte erzielt worden.

 

Das höchste Gremium des kapverdischen Fußballs ist die FCF -  Federação Caboverdiana de Futebol (Kapverdischer Fussballverband). Sie wurde 1982 gegründet und 1986 dann der FIFA angeschlossen. Im Jahr 2000 wurde die FCF an die Afrikanische Fußballkonföderation (CAF) angeschlossen.

 

Der wichtigste Titel in ihrer Karriere ist der Amilcar Cabral Pokal im Jahr 2000. Dies ist eine frühere Meisterschaft (1979 bis 2009), die zwischen den Nationalmannschaften der afrikanischen Westküste (Kap Verden, Gambia, Guinea, Guinea Bissau, Mali, Mauretanien, Senegal und Serra Leone) ausgetragen wurde. Die meisten Siege hat dabei der Senegal davon getragen (8 mal). Heute streiten diese Mannschaften im "West Coast Nations Cup" um den Sieg.

 

Insgesamt könnte man den Fußball - nicht nur auf den Kapverden - als eine Religion der neuen Ära für alle Fans betrachten, die wie überall mit der Zeit an Popularität gewonnen hat. Auch wenn nicht alle Menschen der hiesigen Liga so viel Wert beimessen wie anderen Ligen, so gibt es doch einige engagierte Menschen, die für den Fortschritt sorgen und Programme schaffen die das Zeil haben, alle in dieses Spiel zu bringen. Es ist schon überwältigend wie dieser Sport die Fähigkeit besitzt, Massen von Menschen auf der ganzen Welt zu versammeln, unabhängig von Rasse, Nationalität, Glauben oder sozialem Status.

 

Story: Misael

Text: Andrea

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